Fungi. Ok, Pilze sammeln (gähn). Ausschließlich zu zweit. Wie spannend. Aber schöne Gestaltung. Für den Preis kann man es ja einfach mal mitnehmen. Bezahlt, eingesteckt, ab nach Hause.
Fungi wird sofort auf den Tisch gebracht und geöffnet. Eine sechsseitige, riesige Spielregel kommt zum Vorschein. So viele Regeln für ein simples Karten-Sammelspiel? Und genau danach hört sich Fungi beim Regelstudium an. Karten sammeln, ablegen, Siegpunkte kassieren. Wie bei Zug um Zug. Nur ohne Spielplan.
Fungi wird ausprobiert. Ein Knaller! Viel besser als Pilze sammeln im Wald.
Der Wald, in dem man seine Suche startet, besteht aus acht aufgereihten Kaften. Die ersten beiden Karten sind einfach zu erreichen, folglich gibt es sie für lau. Will man tiefer im Wald ernten, so muss man Wanderstöcke abgeben, die man wiederum gegen zwei gleiche Pilze käuflich erwerben kann.
Generell müssen gleiche Pilzsorten gesammelt werden. Ebenso Pfannen zum Braten (mindestens drei gleiche Pilze + Pfanne= Siegpunkte), Körbe (erhöhen das Handkartenlimit), Butter und Cidre (geben extra Siegpunkte) und Nachtkarten - denn bei Vollmond geerntete Pilze sind doppelt so schmackhaft. Da die Pilzarten unterschiedlich oft vorkommen, sind seltene Pilze wertvoller als der gemeine Waldchampignon und bringen mehr Punkte. Am Ende eines Zuges landet immer eine Karte auf dem Verwesungsstapel, der sich bis auf vier Karten anreiche, bevor er abgeworfen wird. Man hat die Möglichkeit, den gesamten Verwesungsstapel auf die Hand zu nehmen. Inklusive der sporadisch auftretenden Giftpilze, die das Handkartenlimit halbieren, sollte man sie " aus Versehen" einsammeln. Das Spiel endet, wenn der Kartenstapel einmal durchgespielt ist.
Fungi ist simpel, ja, aber es übt geschickt Druck auf die Spieler aus. Entscheidungen müssen getroffen werden. Welche Sorte sammelt man? Nimmt man Butter und Pfannen auf die Hand, obwohl man noch nicht genug Pilze zum Braten hat? Oder gar seltene Pilze? Und sei es nur, um sie meinem Gegenüber wegzuschnappen, damit er nicht Braten kann? Das Handkartenlimit von acht Karten ist recht niedrig für dieses Spiel, aber so ein seltener Pilz und Butter verbrauchen Platz und Möglichkeiten zum Abwerfen gibt es nur über die Giftpilze und vielleicht muss man dann sogar zu viel abwerfen. Körbe und Stöcke sind stets begehrt, aber es kostet einen Zug sie zu erhalten. In dieser Zeit können auch schon wieder Pilze aus der Auslage an den Verwesungsstapel oder den Konkurrenten verloren gehen. Entscheidungen über Entscheidungen. Und wenn man dann seltene Pilze gegen Wanderstöcker getauscht hat, weil der dritte ja partout nicht in der Auslage auftaucht, aber Platz auf der Kartenhand braucht, und eine Runde später der gesuchte Pilz in der Auslage erscheint, dann löst Fungi wahrhaft Emotionen aus....
Fungi ist toll gestaltet (und ganz ehrlich, ich habe es mir nur wegen der Optik gekauft), sehr taktisch, leicht zu lernen und schwer zu meistern. Es ist spannend und mit 30 Minuten Spielzeit angenehm kurz, dafür um so knackiger. Glück gibt es nur bei der Auslage, alles andere Haben die Spieler in ihren Händen, äääh, Körben.
Fungi erhält von mir volle 6 Genusspunkte.